Ach, nee, doch wieder nicht. Natürlich ist es wieder einmal nur einer der 100 bis 500 chinesischen Emulationsgeräten auf dem Markt. Wobei Anbernic in den letzten zwei bis drei Jahren sich einen guten Ruf geschaffen haben. Sie haben natürlich auch Billigware, aber eben auch Geräte im High End – Bereich, bei denen man schon 300 bis 400 Euro (gerechtfertigt?) ausgeben kann. Der Game Boy Mini direkt von Nintendo lizenziert, wird nicht mehr kommen. Warum auch? Wäre ja eben trotzdem nur eine Chinamaschine, wo eben nur Nintendo dann draufstehen würde, aber es trotzdem keine Originalhardware wäre. Auf jedem Smartphone kann man mit Leichtigkeit ein Game Boy emulieren. Oder man kauft sich für teures Geld (und extrem langen Wartezeiten) ein Analouge Pocket. 220 Dollar ohne shipping und kann dann nur Game Boy und Game Boy Color. Okay, schlechter Vergleich. Natürlich ist der AP ein Hardware-Emulator, bei dem man eben auch seine alten Cartridges “abspielen” kann. Und unterdessen kann der AP auch schon mehr, denn die Hardware ist schon recht beeindrucken und kann viel mehr Maschinen emulieren. Und trotz des hohen Preises und auch trotzdem man wirklich schwer an so ein Gerät kommt, gibt es hier eine große Community, die da schon einiges mit angestellt hat.

Aber jetzt geht es hier erst einmal wieder um Software-Emulation auf Handhelds. Heute gibt es solche Geräte wie den Odin (auch für teures Geld), der bis zu PS2 und Dreamcast so ziemlich alles emulieren kann. Aber sein wir ehrlich. Der beste Handheld-Emulator auf dem Markt ist heute das Steamdeck! Ich es ist ein vollwertiger PC! RetroArch kann man sogar direkt aus dem Steam Shop kostenlos laden (muss sich aber die Cores selbst besorgen) und kann eben alles emulieren, was auch an einen modernen PC zu emulieren ist. Theoretisch also mindestens bis zur PS4 oder Xbox One oder der Switch. Kostet auch nicht mehr als ein PC und man hat den Bildschirm hier schon an Board. Und.. man kann das Steamdeck einfach bestellen und man bekommt es dann auch. Einfach so. Keine Warteliste mehr. Aber eben mindestens 420 Euro (aber wer kauft dann schon die Light-Version des Decks?) und auch recht groß und schwer. Ich bin mir nicht sicher, ob man das noch ein Handheld nennen kann?! Will man was kleines Handliches für die sprichwörtliche Hosentasche, dass auch noch preiswert sein soll, dann muss man sich anders wo umschauen.
Von welchem Gerät ich in letzter Zeit am meisten gehört habe, ist der/das Miyoo Mini. Ist aber unterdessen nicht mehr lieferbar und hatte auch schon vorher Lieferschwierigkeiten. Ein Miyoo Mini + ist nun angekündigt worden. Aber ganz ehrlich, dass Teil ist mir dann doch wieder zu klein! Für große Hände ist das so gar nichts. Anbernic hat da so einiges im Programm. Und hier habe ich den (nun schon wieder nicht mehr neusten) Handheld mit dem griffigen Namen RG 35XX. Den bekommt man nun nicht gerade beim ArmenSohn (aber ne Menge chinesischer Klone, was schon wieder fast paradox, aber zumindest sehr lustig ist, dass nun Anbernic-Geräte geklont werden!), aber man kann ihn direkt von deren Shop direkt bestellen und er ist auch sofort lieferbar (Stand 1.4.23). Mit Porto und Verpackung bleibt man sogar noch mit 89 Euro ein Stück unter der 100-Dollar-Schmerzgrenze. Bis zur PS1 kann er alles sehr gut simulieren. Ist zwar klein, liegt bei mir aber immer noch recht gut, auch für längere Spielsessions, in der Hand. D-Pad und Button sind gut gelagert und fühlen sich gut an. Kein Lag oder ähnliches. Der LCD-Bildschirm ist schon recht gut, aber ich hätte lieber ein OLED gehabt, was den Preis von so einem Gerät natürlich höher schießen lassen würde. Und jeder mag OLED auch nicht. Ist mehr so mein Ding. Anbernics OS ist… nett, aber leider nicht aller Weißheits-Schluss. Zum Beispiel gibt es hier so etwas wie ein Sleepmode gar nicht. Okay, hatte ein Game Boy natürlich auch nicht. Aber heute kann das jeder Emulator. Also z.B. unterstützen das die meisten Cores von RetroArch. Aber auch Anderes hat mir eher gestört. Aber es gibt ja das Internet und geniale Bastler in der Welt. Black Seraph, der mir zumindest schon durch sein OS für den Miyoo Mini bekannt war, hat sein GarlicOS auch für den RG35XX portiert. Naja, OS, vielleicht eher ein GUI, denn darunter läuft eben RetroArch. Aber er bietet hier ein komplettes Paket, dass Kinderleicht zu installieren ist und das out of the box sofort funktioniert, was man von einer eigenen RetroArch-Installation nicht sagen kann. Im Gegenteil. Viele mögen RetroArch gerade deswegen nicht, weil man hier in den Einstellungen noch viel rumfriemeln muss. Black Seraph bietet hier schon wirklich ein Sorglos-Paket. Sehr, sehr schön. Das einzige, was ich gleich ändern musste, ist die Ratio-Einstellung, denn so wie GarlicOS kommt, ist es auf den Strecke-oder-Stauche-alles-auf-den-Bilschirm-Modus. Kann man mögen, ich aber nicht. Der Bildschirm ist zu breit für ein Game Boy oder GBC – Bild und es wird alles gestreckt, aber dann doch wieder zu schmal für ein GBA – Bild, dass dann gestaucht wird. Aber sonst gibt es wirklich nichts zu meckern bzw. was man unbedingt einstellen oder ändern muss, für das sofortige loslegen. Installation ist eigentlich nur, dass man die SD-Karte (bei meinem Gerät war übrigens entgegen der Produktbeschreibung ein 128 GB Karte dabei. Also sehr, sehr ausreichend, trotzdem man am Gerät sogar noch einen zweiten SD-Karten-Slot hat) auf eine bestimmte Art, die ganz genau beschrieben wird, herrichten muss, dann packt man das OS einfach auf die SD-Karte und startet das Gerät. Fertig! Wirklich klasse. Das sollte dann einem schon mal den einen oder anderen Betrag via Patreon an Black Seraph wert sein.
Also alles in allem ein wirklich schönes Retrogaming-Paket für on the go, das mit unter 100 Dollar eben auch recht preisgünstig ist, dabei aber eben nicht billig verarbeitet wurde. Der Frühling und Outdoor-Touren können kommen!